Nicht jeder Trainer eines Proficlubs nimmt sich Zeit für einen Fan. Dabro schon!

Dienstag, 07.11.2023. 14 Uhr. VIP-Loge 6, Stadion an der Hafenstraße

Platz genommen haben Niclas Pieper, Christoph Dabrowski und Meiner Einer. Plätzchen gab´s nicht. RWE muss sparen.
Pressesprecher Niclas ist mitnichten als Aufpasser anwesend, eher aufmerksamer Zuhörer. Danke Niclas, für die Vermittlung.

Meine Einstiegsfrage: „Könnt ihr eigentlich auch andere Ergebnisse, als 2:1?“ Dabro´s Antwort erfolgte prompt: „Wir haben zwar einen Plan, aber nicht für 2:1 Siege. Hauptsache, wir gewinnen, egal mit welchem Ergebnis“.

Das Date mit dem Cheftrainer war ursprünglich für den Dienstag nach der Klatsche gegen Verl geplant. Fiel ins Wasser. Warum, erfuhr ich dann wie alle Rot-Weissen tags darauf. Kapitän Bastians suspendiert!

Unabhängig von dieser Entscheidung, die Stimmung rund um Rot-Weiss Essen war zu diesem Zeitpunkt eh im Keller. Entsprechend sah auch mein Fragenkatalog aus, wo ich kritische Äußerungen von Kumpels festhielt. Überwiegend so in der Art wie „Warum wurde die solide Grundordnung in Unterhaching aufgelöst?“ Das merkte ich mehr beiläufig an, doch Dabro antwortete trotzdem. „Wiegel und Brumme brauchten eine Verschnaufpause. Kapitän Bastians draußen lassen, nachdem er gegen Dresden sein Comeback feierte und sogar ein Tor erzielte? All diese Dinge spielten eine Rolle, in Haching so zu beginnen. Die Niederlage hat aber keinesfalls an den Umstellungen gelegen, sondern weil die gesamte Mannschaft nicht auf der Höhe war. Vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit“.

Ich legte nach. „Warum begann nicht Berlinski gegen Verl, sondern Doumbouya?“ Antwort: „Wir hatten eine Englische Woche. Ron hat beide Partien zuvor wie immer Volldampf gegeben. Er wirkte nicht hundertprozentig frisch. Stichwort Belastungssteuerung. Von daher die Entscheidung pro Doumbouya.“

Kurz noch ein Rückblick auf die erste Drittliga-Saison. Ein Vorwurf an Christoph Dabrowski lautete, er würde Spieler bevorzugen, trotz mauer Leistungen, immer wieder aufstellen. Beispiele Ennali, Sponsel, Young.

„Das ist absolut nicht so“. Dabro lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er den Vorwurf ungerechtfertigt findet, und für falsch hält. „Entscheidend ist, wie sich der oder die Spieler im Training verhalten. Geben sie Gas?  Zeigen sie mir, dass sie heiß sind, dass sie sich verbessern wollen?  Ist das nicht der Fall, muss derjenige sich erstmal hintenanstellen“.

Wie er die Anfeindungen empfunden hat, wollte ich von ihm wissen. „Sowas geht natürlich nicht spurlos vorüber. Das macht was mit einem. Es hat mich andererseits gestärkt, dieses Stahlbad der Gefühle zu überstehen“. Auch habe ihm das uneingeschränkte Vertrauen der Verantwortlichen in seine Person geholfen, seine Arbeit weiterhin mit Überzeugung und Freude fortzuführen. „Mein Ziel ist es, Menschen zu überzeugen, Respekt zu erhalten“.

„Inwiefern belasten bzw. belasteten Dich die Unruhen hinter den Kulissen, welche nach der Jahreshauptversammlung öffentlich wurden?“

„Bedenken meinerseits wurden durch offene Gespräche und Erklärungen von verschiedenen Seiten ausgeräumt. Es ist nicht mein Thema, doch offensichtlich lag hier ein Kommunikationsproblem vor“.

„Aber für Verstärkungen des Kaders fehlte doch offensichtlich Bares, oder lieg ich da falsch?“

„Gegen Verstärkungen hätte ich mich sicher nicht gewehrt“, erwiderte der Coach augenzwinkernd und beweist einmal mehr, wie loyal er sich seinem Arbeitgeber gegenüber verhält.

Auch Personalwechsel im Sportlichen Bereich, wie den Abgesang von Jörn Nowak, nimmt er professionell hin. „Für mich hat sich arbeitsmäßig nicht viel geändert. Ich habe mit Jörn eng zusammengearbeitet und das mache ich auch mit Christian (Flüthmann) sowie Marcus (Steegmann)“.   

Einig sind wir uns, dass die Siegesserie viel dazu beigetragen hat, dass im Umfeld Ruhe eingekehrt ist, ja sogar eine gewisse Euphorie herrscht.

Die Mannschaft ist von sich überzeugt, sie will Siege einfahren.

„Wir haben mit Golz – Götze und Sapina eine bärenstarke dreiviertel Achse, nur ganz vorne fehlt noch ein Stück“. Kurzer Einwurf von mir, um Ahnung vorzugaukeln.

„Wenn Du diese Spieler auflistet, darfst Du auf keinen Fall Rios Alonso, Brumme oder auch Müsel vergessen. Außerdem wird die Offensive sich auch noch verbessern“. Wer der Fachmann ist, dürfte klar sein.

Das hielt mich nicht davon ab, eine weitere fachspezifische Frage zu stellen, die zwar nicht von mir stammt, aber wissen wollte ich es ebenfalls. 
„Wenn Vonic spielt, ist für Berlinski und Doumbouya nur der Platz auf der Bank“.

CD überlegte kurz. „Das ist systembedingt. Die letzten Partien sollte Vonic sich austoben. Dann wird positionsgetreu getauscht. Es ist aber nicht so, dass nur einer der drei Genannten auf dem Feld stehen darf. Gegen Duisburg z.B. wurden sowohl Doumbouya wie auch Berlinski eingewechselt“.

Anderes Thema: Vertragsverlängerung

Mittlerweile hat sich das Standing von Christoph Dabrowski zu seinen Gunsten erhöht. Solange er Erfolg hat, kochen andere Themen nicht hoch. Gute Voraussetzungen für Vertragsverhandlungen, auch für Angebote höherklassiger Vereine. Sinngemäß gab ich meine Einschätzung weiter.

„Im Fußball ist alles möglich. Ich kann Dir nur sagen, derzeit beschäftige ich mich ausschließlich darum, die Mannschaft weiter zu verbessern. Und ich weiß, meine Arbeit ist noch nicht zu Ende. Es ist noch Luft nach oben. Hier kann ich noch was bewegen“. 

„Sonntag gegen Mannheim, Sieg?“

„Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen Wir wollen jedes Spiel gewinnen“.

Mittlerweile redeten wir schon über eine Stunde. Dabro war voll im Flow. 😁

„Alex, unserer Französischer RWE-Fan, möchte gerne wissen, wo Du in Frankreich Deine Urlaube verbringst?“  Monsieur Dabrowski legte seine Stirn in Falten und verriet verschmitzt: „Südfrankreich“.

Bevor wir uns verabschiedeten, überreichte ich dem Kautsch eine Tasse mit dem Konterfei seines Lieblingssänger Barry White. Zu seiner Zeit als Profi beim SV Werder Bremen, imitierte er die amerikanische Soullegende zur Freude seiner damaligen Kollegen. Noch heute ruft man ihn dort „Barry“.

Einer der größten Hits von Barry White lautete You´re the First, the Last, my Everything. 

„Stimmt es Dabro, dass Du dabei an Rot-Weiss Essen denkst?“

Dabro musste lachen. „Ich sag mal so. Der Verein hat mich gepackt. Rot-Weiss Essen ist schon was Besonderes. Rot-Weiss Essen muss man erleben“.

Recht hadder!

P.S. Ich habe mich bemüht, alles sinngemäß korrekt widerzugeben. Sollte ich was falsch verstanden haben, so mea culpa. Berichtigung erfolgt postwendend.

Hier der Link zum ersten Treffen mit Dabro