Rot-Weiss-Essen : BVB II   2:0 (0:0)

Sonntag, 19.02.2023 – 14:00 Uhr

Aufstellungen

RWE:

Golz – Wiegel (82. Sponsel) – Rios-Alonso – Herzenbruch – Bastians – Tarnat – Götze (82.Rother) – Eisfeld (81. Holzweiler) – Müsel (90. Niemeyer)  – Kefkir – Berlinski (81. Engelmann)

BVB II:

Lotka – Collins (59. Michel) – Dams – Coulibaly (82. Gürpiz)– Passlack – Pohlmann – Papadoupolos – Rothe (65. Kamara) – Eberwein – Otuali (65. Elongo-Youmo) – Njinmah (82. Akono)

Tore: 1:0 Eisfeld (52.)   2:0 Rother (85.)

Zuschauer: 16.627

Die 16500 Essener feierten am Ende den sooo wichtigen Dreier gegen einen Konkurrenten aus den unteren Gefilden, endlich will man sagen, denn das hatte man seit Wochen versäumt. Im Grunde war es mir schon vor dem Spiel klar, denn zweimal habe ich für unseren Happmann einen Spielbericht erstellt, jedes Mal waren es Spiele gegen 2.Mannschaften und zweimal hieß das Ergebnis 3:0, heute hat dieses Ergebnis leider der Pfosten verhindert.

Im Vergleich zur schwachen Leistung bei der Viktoria nahm Dabrowski zwei personelle Veränderungen vor, für den gesperrten Young rückte Kefkir auf links und im Mittelfeld ersetzte Götze Fandrich.

Wirklich geändert hat sich in der ersten Halbzeit leider dadurch nicht sehr viel, die Verunsicherung unserer Truppe war bis unter das Tribünendach zu spüren. Das Spiel unserer Mannschaft fehlte oft die Struktur und unsauberes Passspiel sorgte für ein deutliches Ballbesitzplus unserer Gäste, ohne dass die jedoch daraus etwas machten.

Im Gegenteil, gefährlich wurde es eigentlich nur vor dem Dortmunder Kasten. In der 13. Minute hatte nach Ballverlust Dams Eisfeld die Riesenchance zum 1:0, aber irgendwie kriegte Latka noch die Fußspitze dran. Nach zwei Dortmunder Halbchancen, gab’s in der 31.Minute einen ordentlichen Knall, Wiegels Direktabnahme klatschte mit voller Wucht gegen das Aluminium. Danach dümpelte das Spiel bis zur 42. Minute so vor sich hin, sehr zerfahren und immer wieder unterbrochen, bis Götze einen feinen Ball auf Müsel spielt, der aber statt einfach zu schießen, die falsche Entscheidung trifft und den Ball nicht kontrolliert bekommt.

Pausenpfiff und Durchatmen.

Die zweite Halbzeit startet bei den Essenern personell unverändert, aber mit einer ganz anderen Einstellung. Endlich Zug zum Tor und man sucht auch mal den Abschluss,

Wiegel zwingt mit einem Schuss auf das kurze Eck Latka zur Parade. Und unsere Jungs bleiben am Drücker, Tohubawu im Dortmunder Strafraum, der Befreiungsschlag landet bei Eisfeld und der nagelt das Ding aus 18 Metern in die Maschen.

Was für eine Gefühlseruption!!!

Zwei weitere gute Gelegenheiten bleiben leider ungenutzt und die Dortmunder kriegten das Spiel immer mehr besser in den Griff, allerdings zeigte sich auch warum der BVB bis dato nur 18 Treffer erzielt hat.

So schwach unsere Offensivabteilung in den letzten Wochen war, in Dortmund scheint diese gar nicht vorhanden. Wirkliche Gefahr erzeugten sie nämlich nicht.

Aber das Spiel stand auf des Messers Schneide und ich fragte mich, warum wechselt unser Trainer nicht, insbesondere Berlinski und Wiegel waren stehend KO. In der 81./82. Minute erfolgte dafür allerdings eine Wechselorgie, gleich viermal tauschte Dabrowski das Personal und einer der Neuen hieß Engelmann. Der zeigte direkt wieso er so wichtig ist, drei Minuten nach seiner Einwechslung legte er schön für Müsel auf und wieder klatschte das Spielgerät gegen den Pfosten.

Aber die Entscheidung zu unseren Gunsten lag in der Luft, keine Minute später wird Engel ein bisschen unsauber von Müsel angespielt, so dass er nicht selber abschließen kann, aber seine butterweiche Flanke netzt der eingewechselte Rother wuchtig mit dem Kopf ein.

Ohne Zweifel, das war’s!!!

Der erste Heimdreier seit September war eingefahren.

Dortmund versuchte mit weitgehend untauglichen Mitteln noch einmal ranzukommen, aber echte Gefahr erzeugten sie nicht. Und dann in der 90.Minute nochmal Emotionen, am meisten wohl bei Michel Niemeyer, der nach 1,5 Jahren Leidenszeit endlich den Rasen an der Hafenstraße 97a betreten darf. Freut mich wahnsinnig für ihn, hoffentlich bleibt er jetzt endlich verletzungsfrei und kann uns zeigen, warum man ihn geholt hat.

Danach Schlusspfiff und erlösender Jubel!

Die drei Punkte hat sich die Mannschaft auf Grund der Leistungssteigerung in der 2.Halbzeit verdient und sorgt vor allem durch den Sieg gegen einen Konkurrenten erstmal für Ruhe, die sich in den nächsten Spielen auch wieder in Sicherheit zeigt.

In Ingolstadt kann man jetzt wieder mit derselben Einstellung wie gegen Mannheim oder Freiburg auflaufen und ohne Druck vielleicht einen oder auch drei Punkte einsammeln. Beim nächsten Heimspiel gegen Bayreuth sollte aber der nächste Dreier eingefahren werden.

Bei Essen zeigten heute Eisfeld und die gesamte Defensive eine gute Leistung,

Müsel, Tarnat und Berlinski blieben jedoch deutlich unter ihren Möglichkeiten, wobei die beiden letzteren dringend eine Pause brauchen.

Gut, dann will ich mal etwas über mich erzählen.

Der Weg zu RWE war im Grunde schon durch Geburt vorgegeben, war wohl Schicksal, wenn man in ca. 1.000 Meter Luftlinie zur Hafenstraße 93a geboren wird und aufwächst.

Meine ersten Begegnungen mit unserem Verein geschahen also zu Zeiten, als es noch die kleine Gruga und den Minigolf-Platz gab. Fußball wurde jederzeit und jeder Ort gespielt, meist zum Ärger der Nachbarn, die gerade vonne Nachtschicht kamen. Störte uns aber herzlich wenig. Der Ball donnerte trotzdem im Minutenabstand gegen das Garagentor, Schluss war erst, wenn der Ball in der angrenzenden „Köttelbecke“ landete. Da ich meistens im Tor stand, war die Gefahr, die Kirsche am nächsten Auffanggitter rausholen zu müssen, ziemlich gering. Irgendwie war ich schon immer ein clever Kerlchen.

Und dann waren da diese Gesänge, die Samstag nachmittags ab spätestens 15.30 Uhr zu hören waren – mal unterbrochen durch einen urwüchsigen Torschrei oder ein knarziges Raunen. Tor für RWE oder knapp vorbei. So habe ich in den 60zigern meine ersten RWE-Spiele verfolgt.

Je älter ich wurde umso größer wurde natürlich der Wunsch, das Ganze auch mal „live“ (ich glaube, dieses Wort gab es damals noch gar nicht) zu erleben. Das erste Mal war es dann wohl 1969 bei einem Spiel der Aufstiegsrunde, Gegner und Ergebnis sind mir leider nicht mehr parat – man wird ja nicht jünger.

Danach wurde es dann regelmäßiger, denn es galt damals noch die Regel, dass ein Erwachsener ein Kind umsonst mit ins Stadion nehmen durfte. „Onkel, kannst Du mich mit rein nehmen?“ war wohl die erste Frage meines Lebens, die ich fehlerfrei beherrschte.

Und dann spielte unser Verein nach mehreren Auf- und Abs, auch mal mehr als eine Spielzeit in der Bundesliga, die Spielzeit 75/76 werde ich nicht vergessen, was für eine grandiose Mannschaft – Blasey, Rynio – Wörmer, Neues, Lorant, Dörre, Bast, Fürhoff, Burgsmüller, Lippens und natürlich der aufgehende Stern Hrubesch. Klasse Spiele, tolle Siege – am Ende aber knapp an der UEFA-Cup-Quali gescheitert. In der nächsten Saison begann der langsame Abstieg. Freude machte in dieser Abstiegssaison eigentlich nur dieser kleine Däne auf rechts – wie hieß er noch: Lund, Flemming Lund!

Leider gab es danach von wenigen Ausnahmen (Aufstiegsspiele, Pokal-Finale und diverse Pokalschlachten) abgesehen nur noch selten richtig Freude, Tränen dafür umso mehr. Aber trotzdem immer wieder hin, auch weil es anne Hafenstraße so viele tolle Typen gibt. Viele gehörte Dialoge und Szenen kriegt kein Drehbuch-Autor besser hin. „Ruhrpott at his best!“

Schön, dass es mir gelungen ist, auch den Nachwuchs und den Rest der Familie zu infizieren. 

Neben meiner Frau (1.Stelle), meinen Töchtern (2.Stelle) und RWE gilt meine vierte große Leidenschaft der Musik – hangedengelt, live und in Farbe – und mit UU-Kappe.