Auch Mannheim musste dran glauben

Es gibt so Tage, die sind zum Vergessen und Tage, die vergisst man nie. Der 22.Oktober 2022 war auf jeden Fall für mich persönlich ein unvergesslicher Tag. Vermutlich auch für alle RWE-Fans.

Völlig überraschend stand am Samstag um 8.30Uhr ein von Tochter Steffi organisierter 13 Personen Bus vor meiner Haustür und so fuhren wir (Uralte und Töchter) nach Mannheim, um den RWE zu sehn. Was für ein Geburtstagsgescheink! Der helle Wahnsinn.

Kurz vor Mannheim meldeten sich die Blasen und Raucher unter den Mitfahrern und so machten wir noch einen Stopp auf einer Raststätte. Adiole ertönte und zwar aus den Lautsprecherboxen eines Polzeiautos. Ein ungemein sympathischer Ordnungshüter ließ es sich nicht nehmen und stand für ein Foto parat. Deeskaltation auf allerhöchsten Niveau.

Wahnsinn auch das Spiel im Carl-Benz Stadion. RWE brachte in den ersten 20 Minuten weitaus mehr PS auf dem Platz, als die Hausherren. Bereits nach 5 Minuten zappelte der Ball im Netz der Mannheimer. Ron Berlinski, das Kampfschwein vor dem Herrn, reagierte eiskalt, als SVW Keeper Behrens mit Abwehrspieler Gohlke zusammenprallte und der Ball vor die Füße des Angreifers kullerte. 0:1 aus Sicht der Gastgeber. Wutentbrannt lief Kapitän Seegert dem Torschützen hinterher und stieß ihn zweimal (!!!) um. Seegert sah Rot, aber vom überforderten Schiri Assad Nouhoumlediglich lediglich Gelb.

Kann man Berlinski Unsportlichkeit vorwerfen – oder gar Rot-Weiss Essen? Ich finde nicht, denn es ging alles blitzschnell und Ron Berlinski hatte den Zusammenprall nicht zu verantworten.

Unglücksrabe Gohlke leitete dann auch noch ungewollt den Treffer zum 0:2 ein. Wieder lauerte Berlinski auf den Fehler und nahm den verunglückten Rückpass dankend in Empfang.

Ron Berlinski, Essens Antwort auf den legendären Feuerwehrmann „Red-Adair“, nur dass der Ex-Verler Feuer ins Spiel bringt, anstatt zu löschen.

Bombastische Stimmung im Essener Block. Circa 2000 Fans gaben zu diesem Zeitpunkt den Ton an.

Mannheim kam nur langsam in die Begegnung. Der Anschlusstreffer war allerdings sehenswert. Ein Konter der Extraklasse, auch weil weder Young noch Fandrich den Sturmlauf von Marten Winkler nach einer eigenen Ecke entscheidend stören konnten. Kurzer Pass quer vor dem Tor Der Anschlusstreffer durch Martinovic war fällig.

In der zweiten Hälfte erhöhte der vermeintliche Aufstiegsfavorit den Druck auf das Tor von Jakob Golz. Die Partie blieb hektisch. Viele Nickligkeiten, verbissen geführte Zweikämpfe, strittige Schiedsrichterentscheidungen,Rudelbildungen. Spannung pur.

RWE stemmte sich mit allen Mitteln gegen den Ausgleich. Golz, immer wieder Golz, verhinderte alles, was möglich war. Dazu ein überragenden Daniel Heber mit Monstergrätschen. Kourouma wie ein ausgebuffter Routinier. Das gesamte Team aus dem Essener Norden kämpfte bis zum Umfallen. Björn Rother fiel in der Nachspielzeit tatsächlich um. Wieder war Mannheims Seegert beteiligt. Diesmal allerdings wohl eher unschuldig verwickelt. Trotzdem sah er Gelb-Rot. Ausgleichende Gerechtigkeit.

Nach über 96 Minuten dann die Erlösung. Abpfiff. Auswärtssieg. RWE killte Mannheims Heimserie.

Die Partie liefert reichlich Diskussionsstoff. Alles eine Frage, mit welcher Brille man das betrachtet. Dass Christian Neidhart aber seinem Ex-Club nicht zum Sieg gratulierte, ist für mich enttäuschend, wenn auch in der Hektik und Dramatik nachvollziehbar.

Bestens gelaunt traten wir die Heimreise an. Ein aufregender, unvergesslicher Tag ging zu Ende.

Und wenn Dich jemand fragt, was an Rot-Weiss Essen so besonders ist, dann sag ihm, wir haben Glockenhorst! -_)