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Es ist schon irre. Rot-Weiss gewinnt das vierte Heimspiel hintereinander, hat Tuchfühlung zum Tabellenführer, spielt die erfolgreichste Drittligasaison bis hierhin und trotzdem will einfach keine Euphorie aufkommen, zumindest bei einem Großteil der Fans.

Dabei gefiel mir die erste Spielzeithälfte gut. RWE machte Druck, presste hoch und intensiv, kam immer wieder über außen durch, doch der letzte Pass vermurkste beste Angriffsbemühungen. Ein ums andere Mal landete der Ball beim Gegner oder wurde geblockt. Flanken hoch in den Strafraum zu zirkeln hätte wenig gebracht, es fehlten die Verwerter. Anders bei Ecken, wo unsere kopfballstarken Abwehrrecken für Gefahr sorgen könnten, doch die Ausführungen ließen zu wünschen übrig.

Trotzdem lag ein Tor in der Luft. In der 36. Minute war es soweit:  Obuz bediente Müsel und es hieß 1:0. Der stark auftrumpfende Edeltechniker Müsel besaß weitere gute Einschussmöglichkeiten und der Drops wäre gelutscht gewesen.

Stattdessen reichten zwei, drei dolle Minuten der Gäste, um den Lohn der vorherigen 42 Minuten zunichte zu machen. Ein kurzes Feuerwerk im Essener Strafraum endete mit einem von Rios Alonso verursachten Handelfmeter, den Geis sicher verwandelte.

Mit 1:1 ging es in die Pause.

Der Gegentreffer verfehlte seine Wirkung nicht. Zwar war RWE auch nach dem Seitenwechsel weiterhin spielbestimmend, doch der FC Schweinfurt versteckte sich keineswegs, überwand den inneren Schweinehund und war dem Führungstreffer bedrohlich nahe.  

Keine Überraschung, der Zeitpunkt für Personalwechsel auf Essener Seite. In der 65.Minute brachte Kautsch Koschinat mit Janssen und Potocnik gleich zwei gelernte Mittelstürmer in die Partie. Beifall von den Rängen. Wenige Zeigerumdrehungen weiter, sorgte Marek Janssen für Jubel und Lichterflacken im Stadion. Nach erneuter Vorarbeit von Obuz, bugsierte er reaktionsschnell das Runde ins lange untere Eck.  2:1.

Hofmann traf wie Müller vorher nur das Aluminium. Die weiteren Personalwechsel dienten eher der Sicherung des Erfolges.

Drei Punkte waren das Ziel. Sie haben ihr Ziel erreicht.

Erleichtert bin ich schon über den Sieg, zum Jubeln ist mir allerdings weniger zumute. Viele Akteure wirken unsicher, teilweise gehemmt, als ob sie Angst vor Fehlern haben. Die Pärchen auf den Außen harmonieren noch nicht wie geschmiert.

Kurz gesagt: Persönlich reibe ich mir lieber verwundert freudig die Augen über Spektakel auf dem Rasen, als durch Lichteffekte unter den Tribünendächern. Aber was solls, jedem das Seine. Und sollte RWE weiterhin fleißig punkten, dann ertrage ich (fast) alles.