Uralt-Ultra Fußball-Experte Hürthi mit seinem Fazit über die Spielzeit 2023/2024. Ein Gast-Blog vom Feinsten!
Ja, wie fällt es denn aus, mein Fazit für diese Drittligasaison 2023/24?
Einschränkend muss ich voranstellen, dass man Dabros Ankündigung vor den entscheidenden Partien in der Rückrunde, dass der letzte Eindruck der bleibende ist, relativieren muss, sonst würde man der Leistung der Mannschaft und ihres Trainerstabs nicht gerecht.
Es war eine mehr als zufriedenstellende,ja in dieser Form nicht erwartete gute Saison der Roten. Und das mache ich – wer mich kennt, weiß,dass ich kein Tabellen- und Ergebnisfetischist bin, sondern ein Freund des gepflegten Fußballs – beileibe nicht allein am Punktestand und Tabellenplatz fest, sondern an der Tatsache, dass uns zu weiten Teilen der Saison guter, sehr ansehnlicher und konzeptionell stimmiger Fußball geboten wurde, den wir in dieser Form lange nicht mehr von den Roten zu sehen bekommen hatten.
Von einem Kader, der gut zusammengestellt war und durch die meines Erachtens entscheidenden drei Transfers Brumme, Sapina und Obuz enorm an Qualität gewann und es dem Coach Dabrowski von Anfang an ermöglichte, seine Idee vom dominanten Kombinations- und Ballbesitzfußball schon aus der Abwehr heraus verwirklichen zu können.
Dazu kam dann das magische Dreieck aus Golz – Alonso – Götze im Defensivverbund.
Im Mittelfeld profitierten Müsel und Harenbrock ganz entscheidend von der Sicherheit Sapinas im Aufbauspiel und konnten sich an seiner Seite gut entwickeln. So gut, dass einige wie Harenbrock in den Fokus anderer Vereine gerieten. Ich finde Cedrics Abgang schade, denn irgendwie gehörte er für mich zum Inventar, und wir haben ja seinen Weg von den Anfängen – denke da an das Spiel in Wegberg, wo wir Uralten ihn erstmals angefeuert haben – verfolgen können.
Gut und enorm wichtig, wenn uns Golz, Brumme, Sapina und Müsel erhalten bleiben. Gerade bei Golz sieht man, wie souverän und sicher ein Torhüter agiert, wenn man gar nicht mehr über die Position diskutiert. Für mich ist er Jakob, die Bank.
Am Abgang Götzes, der sicherlich sehr weh tut, zeigt sich aber auch, welche Alternativen sich durch Neuverpflichtungen ergeben können. Zwar ist er nur schwer zu ersetzen, ein starker Linksfuß an der Seite von Alonso eröffnet jedoch größere Varianten im Aufbauspiel. Götze ist zwar eine coole Socke, der bisweilen die anlaufenden Gegner im Notfall auch tunnelte, aber ein Linksfuß auf seiner Position als linker Innenverteidiger tut sich in der Spieleröffnung wesentlich leichter.
Um die Flügelspieler brauchte man sich keine Sorgen machen, denn Obuz und Young, dahinter Voufack/Wiegel/Kaiser und Brumme/Voelcke machten an den Linien immer ordentlich Betrieb und waren von unseren Gegnern zu Recht gefürchtet. Was das Betriebmachen angeht, wird uns neben Obuz gerade auch Isy fehlen, auch wenn er auf den Tribünen leider oft niedergemacht wurde und manche hier über meine Ansicht schmunzeln mögen. Für mich war er vier Jahre lang ein sehr belebendes Element auf dem Platz und in den Diskussionen von uns Laien nach dem Spiel.
Jetzt sind wir schon in unserer vermeintlichen Problemzone angekommen,dem zentralen Sturmbereich, der vor der Saison mit Doumboya und Vonic verstärkt wurde. Leider hat der Staff hier keine nachhaltige Lösung gefunden. Das zeigt sich auch in der Startelfnominierung, wobei RWE bis auf das Spiel in Köln nur mit einem unserer Zentrumsspieler agierte: Vonic 17-mal, Doumbouya 13-mal und Berlinski 8-mal. Dazu kommen die ständigen Ein- und Auswechslungen der Stoßstürmer, sodass auf dieser Position fast immer unterschiedliche Spielertypen agierten. Wenn im Umfeld stets die Forderung nach einem Torjäger wie z. B. Baumann aufkommt, der 15 Tore und mehr garantiert, halte ich dem entgegen, dass Vonic vermutlich diese Quote auch erreicht hätte, wenn er mehr und öfter bis zum Ende gespielt hätte. Ihm traue ich zukünftig einiges zu, weil er mit seinen technischen Fähigkeiten in das von RWE präferierte Kombinationsspiel einbezogen werden kann und auch mal erfolgreich ins eins zu eins gehen kann.
Es war wie eingangs angedeutet nicht alles Gold, was glänzte, und es gab auch Aussetzer und Gegner wie Ulm, Haching und Sandhausen, die RWE auch gar nichts gönnten, aber die positive Grobausrichtung der Mannschaft stimmte eigentlich immer.
Charakter und Zusammenhalt des gesamten Kaders haben mich beinahe noch mehr überzeugt als einzelne Spieler, was sich letztlich u. a. an Moral und Leistungsbereitschaft derjenige gezeigt hat, die RWE nun verlassen und verstärkt erst am Ende der Saison eingesetzt wurden, als die Spielerdecke immer dünner wurde. Die positive Entwicklung in der abgelaufenen Saison ist letztlich Werk der Kaderplaner und des Trainerstabs mit Christoph Dabrowski an der Spitze. Nicht allein seine soziale Kompetenz, jeden Spieler mitzunehmen, sondern auch die von ihm initiierte und erfolgreich umgesetzte Idee, eine neue uns Fans sehr ansprechende Form von (Hafenstraßen-)Fußball umzusetzen, haben mich vollends überzeugt. Obwohl sehr groß gewachsen ist er für mich der „Xabi in klein“ für die Armen von der Hafenstraße
Zur Person:
„Happo hat mich Hürthi getauft, quasi meine Essener Identität. Mein richtiger Name lautet Horst Dombrowski. Aufgewachsen bin ich in Holsterhausen und Rüttenscheid. Der Droge RWE bin ich seit 1966 verfallen. Durchs Studium kam ich 1975 nach Köln, später nach Hürth. Die Leidenschaft für die Rot-Weissen hat sich bis heute erhalten. Bisweilen gehe ich meiner Umgebung hier damit auf den Wecker. Aber das gehört dazu, mehr denn je“.
Top Hürthi, 👍👍👍
und wenn ich sage „Das habe ich auch nicht anders von Dir und deinem Fachwissen erwartet“, dann soll das auf keinen Fall abwertend gemeint sein.
Danke, Maddin. Trotzdem ist es immer schwierig, objektiv zu bleiben. Denn bezogen auf das, was auf dem Platz passiert, hat man natürlich auch seine Hoffnungen und Erwartungen, die man aber manchmal einfach hintanstellen muss. 😉
Lieber Hürth
Danke für die gute Analyse.
Im Bezug auf Sapina störte mich seine fehlende Fitness auch schon vor der Verletzung. Essen hat mit schneller Eröffnung über die Außen besser ausgesehen als mit den Diagonalbällen von Sapina. Ich hoffe er straft mich Lügen und wird in der neuen Saison auch konsequent nach hinten arbeiten können, wenn die Luft reicht. Ich fahre übrigens auch aus dem Rheinland zu RWE!
Liebe Grüße
Achim
Nagel auf dem Kopf! Fettich!
Nisr Hürthi. Top Analyse. Hut ab .Alles treffend bewertet
Danke, Arnd. Vielleicht sehen wir uns Sonntag in Düsseldorf beim Nachwuchs. 👍
Hallo Flemming, in einem stimm ich Dir vollumfänglich zu: Wir brauchen mal wieder einen Dänen. Aber einen wie zu Bundesligazeiten und nicht solche G….. wie zuletzt in der Zweiten Liga. 😢
Astreine Analyse! 👌💪
Fair und fachlich herausragend. Ein Highlight für das Tollhaus.
Danke, Hürthi.
Bin immer froh so einen kritischen Geist und hervorragenden Schreiber wie Dich zufriedenstellen zu können. 😉
Dem ist nichts hinzuzufügen , sehr gute Zusammenfassung 👍🇮🇩
Danke für die Zustimmung, Deine Beiträge zum Geschehen rund um RWE kann ich stets teilen. 💪
Eine wirklich gute Zusammenfassung und Analyse. Manchmal frage ich mich, warum ich mich immer auf den Weg mache und mir das antue. Es genau das, was Du Hafenstraßenfussball nennst. Kampfspiel mit Ansätzen fußballerischen Finessen. Und wenn ich mal von meinem typischen Altenesser Jung negativ Gerede loskomme, dann muss ich sagen, daß vieles, aber vor allem die Stimmung, in dieser Liga seines Gleichen sucht. NUR DER RWE!
Gruß aus der Pfalz
Danke für die Blumen. Freut mich, wenn es Euch gefällt. Dabei dachte ich, ich bekomm richtig Feuer wegen meines Kommentars zu Young, denn der hat schon sehr polarisiert. Werde die Jungs vermissen, denn sie waren charakterlich alle einwandfrei.
Den ein oder anderen noch mehr als Persönlichkeit denn als Spieler. Aber so ist es nun mal leider im Profifußball, die Jungs zieht es manchmal eben weiter. Da machste nichts dran.
Der Rückblick war exzellent. Genau die Stimmung und Gefühlslage an der Hafenstraße getroffen. Bei Young sind wir nicht einer Meinung, aber das ist nicht schlimm. Die Saison war sogar so gut , dass ich behaupten möchte, dass es nie leichter war , eine spektakuläre Relegation zu erreichen. Aber man war leider nicht mutig genug. Nur ein verdammter Punkt aus drei entscheidenden Spielen war dann doch zu wenig. Sei es drum. Ich freue mich wie du auf die neue Saison. Danke für die Qualität der Rückschau. Nur der RWE und ein wenig auch der FC.
Freut mich, dass das Fazit gefallen hat. Young polarisiert, aber was ist Fußball ohne unterschiedliche Ansichten.
Das Geißbockheim liegt ja fast unmittelbar vor meiner Haustür, beim FC herrscht dort zzt. absolute Ruhe, vor dem Sturm? Bin sehr gespannt darauf, was mit Obuz passiert.
Top Zusammenfassung Horst !
Fachlich, sachlich einwandfrei alles auf den Punkt gebracht ! Genauso war sie – diese nun gerade ebne zu Ende gegangene Saison unserer ROTEN !
Mir hat vor allem – genau wie Dir – wie wohl uns allen – die geradezu sprunghafte fußballerisch/spielerische Entwicklung gefallen, die die Mannschaft genommen hat. Eigentlich FAST JEDER hat sich im Vergleich zur ersten Runde nach dem Aufstieg weiterentwickelt.
Die Jungs haben uns mit ihrer Art zu spielen größtenteils extrem viel Freude bereitet, und sind weit über meinen eigenen Erwartungen geblieben.
Uuuuund Dabro hat vor allem allen gezeigt, daß er eben definitiv kein „ahnungsloser Komplett-Blinder“ ist !!!
Für IHN freut es mich ganz besonders, nachdem was er am Ende der letzten Runde an z.T. unflätigsten Kommentaren und auch teilweise Häme über sich ergehen lassen musste.
Alles souverän und ohne irgendwie „nachtragend“ zu sein weggesteckt – so agieren nur wirklich richtig gute Trainer, die von dem was sie tun auch wirklich komplett überzeugt sind, und sich von ihrem eingeschlagenen Weg und Fußball-Philosophie durch keine Rückschläge oder unsachliche Kommentare abbringen lassen !
Hoffe unser Verein entwickelt sich in etwa genau dieser Richtung weiter, dann stehen wir vor einer sehr vielversprechenden Zukunft !
Hallo Uwe,
das Zuschauen hat sehr viel Spaß gemacht diese Saison, sogar in verlorenen oder nicht siegreichen Spielen wie in Halle, Aue oder zu Hause gegen Regensburg wurde zumindest in längeren Phasen sehr guter Fußball geboten. Dabrowski Entwicklung ist erstaunlich, ist das Ergebnis seiner Beharrlichkeit.
Dir alles Gute und viele Grüße in den Schwarzwald.
Mein lieber Hürthi, was soll ich sagen…. das ist einmal mehr, eine super Analyse von dir…👍
Du hast den absoluten Fußballsachverstand, dass beweist du mit schöner Regelmäßigkeit bei deinen Spielberichten und Analysen…einfach top…👌
…. und sollte Dabro mal einen Tipp in Sachen Taktik und Aufstellung brauchen, sollte er sich unbedingt an dich wenden…☝️😉
Danke, Achim, für die Blumen. Schön, dass es Dir zusagt, Superdriver und mittlerweile Chefkonstrukteur. 😉👋
Weiterhin gute Besserung für die lädierte Schulter. Was für ein Glück, dass Du keine Sechstagerennen fährst … 👍
….🤣👍