Die Besonderheit der Saison 2021 / 2022 bestand darin, dass der Verband in seiner unendlichen Weisheit beschlossen hatte, lediglich eine Serie zu spielen. Das heißt, es gab keine Rückspiele, sondern bereits nach 16 Spielen standen Meister und Absteiger fest.

Für mich war und ist diese Regelung ein absoluter Skandal. Man darf nicht vergessen, wie zuvor beschrieben, dass wegen Corona den Jungs ohnehin schon weit mehr als ein Jahr ihrer Ausbildung gestohlen wurde, da über viele Monate hinweg nicht gespielt, und nur sehr eingeschränkt trainiert werden konnte. Wenn man dann bedenkt, dass in einem Kader von 25 Leuten jeder Spieler nur die Chance auf maximal 16 Einsätze hat um sich zu zeigen und für höhere Aufgaben zu empfehlen, dann ist das schon wirklich hart. Eine längere Verletzung oder Formkrise, Corona – Nachwirkungen, und schon kann es unter Umständen vorbei sein mit dem Traum vom Profi – Fußball.

Beispielhaft sei unser Spieler Aksit Sen erwähnt. Der Junge spielte ein sehr gute Vorbereitung, glänzte als Torschütze und war auf einem wirklich gutem Weg. Er ist ein toller Fußballer, absolut furchtlos geht er da hin, wo es weh tut, hat einen guten Abschluß und traut sich was zu. Leider verletzte er sich zu einem frühen Zeitpunkt der Saison sehr schwer und fiel dann lange aus. Es blieben später dann nur noch wenige Spiele um sich zu zeigen. Leider verletzte er sich gegen Ende der Saison erneut sehr schwer und wird voraussichtlich erst Anfang 2023 zurückkehren. Gott sei Dank ist er noch Jungjahrgang.

Aksit, wenn Du diese Zeilen lesen solltest, ich drücke Dir alle Daumen. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst, um wieder fit zu werden, und dann zeig allen, was Du drauf hast.

Um die geringere Anzahl an Pflichtspielen wenigstens etwas zu kompensieren, wurde der Liga – Pokal eingeführt. Jeweils vier Mannschaften waren in einer Gruppe. Die Spiele wurden dabei so angesetzt, dass die Mannschaft Heimrecht hatte, die in der Bundesliga auswärts antreten musste.

Es wurde in vier Gruppen a vier Mannschaften gespielt. Einfache Spielrunde. Die Gewinner der jeweiligen Gruppen bestriiten Halbfinale und die beiden Gewinner das Endspiel.

Unsere Jungs wurden mit dem VfL Bochum, Fortuna Düsseldorf und Viktoria Köln in eine Gruppe gelost. Das waren schon Hausnummern. Insbesondere der VfL Bochum hat eine erstklassige Nachwuchsarbeit und verfügt mit dem „Talentwerk“ an der Hiltroper Straße über ein wahres Schmuckstück als NLZ.

Zu diesem Zeitpunkt war es wichtig zu sehen, wo man steht. Was waren die Erfolge in den Vorbereitungsspielen gegen Oberligisten wert, wie weit sind die anderen? Es war klar, dass die Mannschaften von Fortuna Düsseldorf und Viktoria Köln direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt sein werden. Ich schaute diesen Begegnungen mit großer Neugier entgegen.

Das erste Pokalspiel war beim VfL Bochum. Was für mich zunächst nur eine Standortbestimmung war, entwickelte sich zu einem sehr guten und spannenden Fußballspiel. Beide Mannschaften schenkten sich nichts, es ging hin und her. Mal war der VfL, mal waren wir mehr am Drücker. Ein meiner Meinung nach ausgeglichenes Spiel auf Augenhöhe, und bereits das ist ein Erfolg für eine rot weiße U19, die ins Talentwerk fährt.

Ich habe eine selbstbewusste rot weiße Mannschaft gesehen, die um jeden Zentimeter Rasen kämpfte und mit Herz und Seele dieses Spiel gewinnen wollte und bis zum Ende an sich geglaubt hat. Nicht nur das. Es gab auch spielerisch einiges zu sehen.

Und sie wurde belohnt. In der 85. Minute gelang dem gerade erst eingewechselten Tumay Aydemir der Siegtreffer.

Das erste Pflichtspiel der Saison konnte also gewonnen werden. Mehr noch, die Mannschaft hat gesehen, was sie kann, hat gesehen, daß sich die eisenharte Vorbereitung ausgezahlt hat und sie mit den Großen der Liga mithalten kann. Dieses erste Pflichtspiel war ungemein wichtig für Seele und Selbstbewusstsein.

Es ging weiter im Pokal gegen Fortuna Düsseldorf. Mittlerweile hatte ich mit meiner Begeisterung für die Mannschaft auch andere Mitglieder der Uralt Ultras bekloppt gemacht und so ergab es sich, daß im Heimspiel gegen die Fortunen Maddin, Silke, Happo, Karpi und Achim, Am Hallo anwesend waren. Ich glaube keiner hat sein Kommen am frühen Sonntagmorgen bereut.

Der überzeugende 4 : 1 Sieg gegen die U19 von Fortuna Düsseldorf war, für mich eines der besten Spiele, welches die Mannschaft im Saisonverlauf abgeliefert hat. Das war Powerfußball von der ersten bis zur letzten Sekunde, das war wunderschöner Fußball auf einem sehr guten technischen Niveau. Alles bei höchstem Tempo, mit allerhöchstem Einsatz.

Der groß aufspielende Oguzcan Büyükarslan traf zwei mal. Timur Mehmet Kesim mit einem herrlichen Kopfball nach maßgenauer Flanke von Nico Haiduck, und der überragende Ben Heuser waren die übrigen Torschützen. Der Sieg war so verdient, wie es das Ergebnis aussagt. Wir haben einfach super Fußball gespielt gegen die U19 eines Zweitligisten, der mit Sicherheit nicht zum Hallo gekommen war, um zu verlieren. Und, ganz wichtig, wie schon gegen den VfL Bochum, war es ein ungemein wichtiger Sieg  fürs Selbstbewusstsein.

Ich war begeistert. Diese Mannschaft konnte nicht nur kämpfen, sie konnte sehenswerten Fußball spielen. Und sie hatte keine Angst, ist stets mit breiter Brust aufgetreten.

Das für den folgenden Mittwoch geplante Freundschaftsspiel gegen den FC Kray konnte wegen Corona leider nicht stattfinden. Also ging es am darauffolgenden Wochenende im letzten Gruppenspiel gegen die U19 von Viktoria Köln. In Köln.

Der Gruppensieg und damit der Einzug ins Halbfinale war durch die zuvor eingefahrenen Siege möglich geworden, und ich machte mich voller Vorfreude auf den Weg nach Troisdorf ins Aggerstadion. Sehr schöne Anlage, schnuckeliges kleines  Stadion mit guter Tribüne. Nur die Kaffeebude war etwas weit weg vom Geschehen. Kardinalfehler.

Begleitet hat mich Horst. Und das ist immer ein Vergnügen. Wir sahen ein gutes, aber nicht sehr gutes, Spiel, gegen eine starke Mannschaft der Viktoria, die sich, obwohl im Wettbewerb hoffnungslos abgeschlagen, keineswegs mal eben so geschlagen geben wollte.

Wir sahen ein spannendes Spiel. RWE ließ kaum Chancen zu, hatte aber selbst auch lange Zeit Probleme wirklich gefährliche Situationen zu kreieren. Es dauerte bis zur 76. Minute bis der gerade zuvor eingewechselte Ben Heuser die Führung erzielen konnte.

Überhaupt Ben Heuser. Er war in dieser Phase der Saison in überragender Verfassung, erzielte wichtige Tore und war ein wirklicher Eckpfeiler im Team. Einige Wochen später wurde er sowohl von der Deutschen, als auch der Schweizer Nationalspieler zu Sichtungslehrgängen eingeladen, in denen er zu überzeugen wusste. Er war auf einem wirklich richtig gutem Weg. Dann kam Corona und setzte ihn für lange Zeit außer Gefecht. Mir tat das unheimlich leid. Ben ist ein Spieler, den man nur mögen kann. Sehr dynamisch, technisch stark, gewinnt Zweikämpfe und macht Tore.

Es blieb beim 1:0 Sieg unserer Mannschaft, und wir waren im Halbfinale. Ein toller Erfolg, den man so nicht unbedingt erwarten konnte. Der aber gezeigt hat, was für ein toller Jahrgang RWE dieses Mal zur Verfügung stand. Und es hat den Jungs gezeigt, was mit harter Arbeit und Willen möglich ist. Letztlich hatte der Liga Pokal – so unsinnig er ist – dazu beigetragen, dass die Mannschaft weiteres Selbstvertrauen gewinnen und einen schönen Erfolg für das NLZ einfahren konnte. Und das Erreichen des Halbfinales gegen namhafte Konkurrenz ist ein toller Erfolg.

Im Halbfinale wartete die Übermannschaft von Borussia Dortmund. Dieses Spiel fand aber erst Mitte Oktober statt, also während der laufenden Saison. Nun, Zeit genug war ja vorhanden wegen der Einfachrunde.

Wir sind immer noch im August 2021 und der Start für die Bundesliga Saison war für den 12.09.2021 terminiert.

Vorher gab es noch ein Freundschaftsspiel gegen den SV Karben, eine Mannschaft, die in der Hessenliga zu Hause ist. Ein deutlicher 9:1 zu Sieg war das Ergebnis. Es wurden auch Spieler eingesetzt, die bisher nicht so viele Einsatzzeiten hatten. Mit 2:1 ging es in die Halbzeit. Arnis Osmani und Tumay Aydemir hatten die Treffer erzielt. In der zweiten Hälfte machte RWE dann mehr aus ihrer spielerischen Überlegenheit. Timur Mehmet Kesim, der eine überzeugende Leistung bot, traf vier mal, Oguzcan Büyükarslan erzielte zwei Treffer und erneut Tumay Aydemir erzielten die Treffer zum 9:1 Sieg.

Als letztes Vorbereitungsspiel folgte der Härtetest gegen die U19 von RW Oberhausen. Eine sehr starke Mannschaft. Überhaupt hat RWO in der Vergangenheit immer starke Mannschaften in der U19 Bundesliga gehabt und konnte mehrere Jahre die Klasse halten. Das NLZ von RWO hat da hervorragende Arbeit geleistet.

In der Bundesliga ging es erst gegen Ende der Saison gegen RWO. Dieser Test konnte also beiden Mannschaften zeigen, wo sie stehen und wo eventuell noch der Hebel anzusetzen war, bevor es eine Woche später dann richtig los ging.

Es folgte Am Hallo ein für meine Begriffe ausgeglichenes Spiel, welches unsere Mannschaft mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Timur Mehmet Kesim traf zweimal.

Es war ein gutes Spiel und RWO hatte wirklich eine starke Mansnchaft auf dem Platz. Der sehr starke Kilian Skolik, Torschütze des Anschlußtreffers zum 2:1, und Maurice Bank waren die überragenden Leute auf Oberhausener Seite. Unsere Mannschaft begann sehr couragiert, ging auch verdient in Führung. Dann bekam Oberhausen etwa Übergewicht ohne sich dabei Chancen zu erarbeiten.

Insgesamt ein Spiel auf Augenhöhe. Beide Mannschaften schenkten sich nichts, obwohl es um nichts ging.

Das Spiel gegen einen direkten Konkurrenten in der Bundesliga hat auch gezeigt, dass RWE bereit war für die Saison. Es hat aber auch gezeigt, dass jeder Einzelne zu jeder Sekunde hellwach sein und die Mannschaft alles geben muss, um Spiele gegen solche Kaliber erfolgreich zu gestalten.

Dann ging es los.

Die Vorbereitung war zu Ende, die Gruppenphase im Ligapokal erfolgreich beendet, und nun wartete mit der Bundesligasaison der Wettbewerb, um den es schließlich ging. Für den Verein, und für die Spieler.

Das Ziel war ganz klar der Klassenerhalt. Und das würde schwer genug werden und ist in der Vergangenheit längst nicht immer gelungen. Oft war die Konkurrenz der benachbarten Bundesliagvereine einfach zu übermächtig. Zudem mussten eigene Talente zu oft spätestens nach der U17 an eben diese Konkurrenz abgegeben werden.

Dieses Mal sollte alles anders werden. Dafür hatte sowohl der Verein, als auch das Trainerteam alles in ihrer Macht stehende getan. Dafür hatte die Mannschaft eine eisenharte Vorbereitung absolviert und viele Entbehrungen auf sich genommen. Jeder Einzelne.

Im ersten Saisonspiel ging es gehen Viktoria Köln. Das erste Saisonspiel ist immer etwas besonderes, und dann auch noch gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. So dachte ich jedenfalls zum damaligen Zeitpunkt. Dass die Viktoria eine überagende Saison spielen würde und besonders in der zweiten Saisonhälfte groß auftrumpfen würde, habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt.

Was die Zuschauer am 12.09.2021 am Hallo zu sehen bekamen, und wie sich die U19 im Verlauf der Saison schlagen würde, davon mehr im nächsten Teil.

Teil 4 folgt

Meinen Nicknamen Traumzauberer habe ich seit den guten alten Zeiten im Reviersport.
Seitdem nennen mich alle so. 
Gegen den Virus RWE, genauer gesagt dem Virus Hafenstraße, hilft genau wie gegen Corona kein Booster
und seit den 80er Jahren bin ich infiziert.
Seitdem bin ich dabei. Mal mehr und mal weniger. Mal euphorisiert, mal total frustriert. 
Ende der 90er bis 2020 habe ich im Ausland gelebt, aber meine Verbundenheit zu den Uralt Ultras und Happo 
hat darunter nie gelitten. Im Gegenteil. Egal wo ich gerade auf der Welt war, diese Verbindung hatte Bestand,
war belastbar und dadurch war auch RWE in meinem Leben immer präsent.
Corona hat mich 2020 wieder nach Deutschland verschlagen, und ich habe begonnen mich sehr intensiv mit 
den Nachwuchsmannschaften von RWE zu beschäftigen. Das hat nicht nur unglaublich viel Spaß gemacht, sondern mir auch 
Einblicke in das Haifischbecken Profifußball gegeben, die sehr aufschlußreich waren.

Als bekennender Fan des Hafenstraßenfußballs konnte ich an der Seumannstraße und Am Hallo faszinierende Spiele 
und Spieler gesehen. Technisch feiner Fußball bei höchstem Tempo und Kampf bis zur letzten Nanosekunde. So, wie es sein soll.
RWE bekennt sich zur Jugendarbeit und bietet hoch talentierten Spielern fantastische Möglichkeiten sich zu entwickeln.
Dabei zu sein und den persönlichen und fußballerischen Werdegang junger Talente zu verfolgen ist eine tolle Sache.
Insbesondere die U19 habe ich ein Jahr bei nahezu jedem Spiel begleitet und ich bin sehr dankbar für sehr viele bleibende Momente 
auf und neben dem Platz.