Hervorragender Fünfteiler von G#ste-Blogger Traumzauberer

Der Aufstieg der Ersten Mannschaft von Rot Weiss Essen in die Dritte Liga ist derzeit das alles beherrschende Thema rund um RWE. Verständlich. Berechtigt. Verdient. Nach 14 langen Jahren in der Ober- und Regionalliga greift eine allgemeine Euphorie um sich, der man sich nur schwer entziehen kann. Die Verantwortlichen von RWE, und allen voran die Fans haben sich diesen Hype verdient.

In den Medien und insbesondere in den vermeintlich sozialen Medien dreht sich alles um die Zusammenstellung des Kaders für die neue Saison, Testspiele, Trainingslager und die Anzahl der voraussichtlich verkauften Dauerkarten. Es gibt Fans, die von mehr als 15.000 Zuschauern ausgehen, die regelmäßig die Heimspiele der Roten life vor Ort erleben wollen.

Schaut man ein Jahr zurück, dann war der Aufstieg das erklärte Ziel von Rot Weiss Essen. Das er letztlich auch gelungen ist, ist ein Zeugnis für die gute Arbeit der Verantwortlichen, und es ist der verdiente Lohn für die Fans, die seit vielen Jahren diesem Verein die Treue halten.

Als sportliche Sensation würde ich den Aufstieg aber nicht bezeichnen. RWE hatte die besten finanziellen und strukturellen Voraussetzungen, war der Favorit, und ist dieser Rolle gerecht geworden. Muß man trotzdem erstmal schaffen. Hat man geschafft.

Eine Etage tiefer, im NLZ von RWE, sah die Sache schon etwas anders aus. Hier waren die U17 und U19, die man in der Vergangenheit wohl als Fahrstuhlmannschaften bezeichnen konnte, alles andere als Favoriten, sondern die klassischen Underdogs. Zu übermächtig erschien vor Saisonbeginn die Konkurrenz aus den anderen Nachwuchsleistungszentren. Saisonziel konnte nur der jeweilige Klassenerhalt sein. Das sowohl die U17, als auch die U19, dieses Ziel in überragender Manier erreichten, davon konnte man vor einem Jahr träumen. Aber ganz sicher nicht mit rechnen.

Ich kann in erster Linie nur über die U19 berichten, die ich ein Jahr lang bei fast jedem Spiel begleitete. Nur das Auswärtsspiel bei Preußen Münster, und das Pokalendspiel gegen den MSV Duisburg habe ich verpaßt.

Es sei aber ausdrücklich erwähnt, daß die U17 ebenfalls eine überragende Saison spielte, zu keinem Zeitpunkt in Abstiegsgefahr geriet und mit dem Erreichen des 10. Tabellenplatz eine fantastische Saison krönte. 22 Punkte, 11 mehr als der erste Absteiger, das ist eine sehr sehr starke Leistung. Leider habe ich von der Mannschaft von Simon Höhenberg wegen Terminüberschneidungen nur fünf Spiele sehen können. Das wird sich aber insofern ändern, als einige U17 Spieler in den aktuellen Kader der U19 aufgerückt sind. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man weiß, wie sehr im Jugendbereich am Ende einer Saison ausgesiebt wird. Nicht jeder Spieler erhält die Möglichkeit auch im nächsten Jahr für den Verein aufzulaufen. Das es einige unserer Spieler geschafft haben zeigt ebenfalls die sehr gute Arbeit im NLZ.

Warum interessiert man sich überhaupt für Jugendfußball ?

Ganz einfach. Nach etwa 20 Jahren im Ausland hatte mich eine der Corona – Wellen wieder nach Deutschland gespült. Meinen selbstgewählten Lebensmittelpunkt in Asien mußte ich verlassen und bin dann wieder in Essen gestrandet, wo ich zuvor viele Jahre gelebt hatte.

Kontakt habe ich über die Jahre hinweg natürlich zu den Uralt Ultras gehalten. Und zu Vincent Wagner, dem neuen Trainer der U19, den ich seit seiner Zeit als Spieler bei RWE sehr schätze. Egal, wo ich auf der Welt gerade war, egal wo Vincent gespielt oder später trainiert hat, wir waren immer irgendwie in Verbindung. Eine Verbindung, die mir sehr viel bedeutet, und durch die ich sehr viel gelernt habe. Nicht nur über Fußball.

Mit ihm hatte ich im Sommer 2021 ein bißchen hin- und her getextet und war neugierig geworden auf seine neue Mannschaft, von der er genauso begeistert war wie von seiner neuen Aufgabe insgesamt.

Nach seiner überaus erfolgreichen Tätigkeit im NLZ des MSV Duisburg, die mit der Meisterschaft der U15 gekrönt wurde, hatte es ihn wieder zurück an die Hafenstraße verschlagen. Zu seinem Verein. Zu dem Verein, der in seinem Herzen einen besonderen Platz hat, wo er als Spieler stets voran ging und  durch seinen unbändigen Einsatz und Kampfgeist zur Legende wurde. Wo die Fans ihn nie vergessen hatten. Und nie vergessen werden.

Der Sommer 2021 war geprägt durch Corona und all die damit verbundenen Maßnahmen, mit denen man den Virus besiegen wollte. Die Älteren werden sich erinnern. Impfausweis, Smartphone und Maske waren wichtiger als Führerschein und Kreditkarte.

Für mich war der Sommer 2021 vor allem durch Langeweile geprägt. Was tut man den ganzen lieben langen Tag, wenn man nahezu sämtliche Freizeitaktivitäten gar nicht oder nur sehr eingeschränkt ausüben kann. Richtig, die Entwicklung der U19 beobachten und sich von der Euphorie anstecken lassen, die von Vincent, dem Trainerteam und den Jungs ausging.

Vincent war also wieder zu Hause, und er war begeistert von seiner neuen Aufgabe, vom NLZ als solches, von der Zusammenarbeit mit Jörn Nowak und Christian Flüthmann, und wenn von seiner Mannschaft die Rede war, geriet er ins Schwärmen. Sein Ziel war eine Platzierung unter den besten acht Mannschaften zu erreichen. Das war noch nie einer U19 von RWE gelungen. Aufstieg und Abstieg in die höchste Jugendklasse wechselten sich regelmäßig ab.

Neben dem Erreichen einer möglichst guten Plazierung war und ist aber das Hauptziel des NLZ´s von RWE nach Möglichkeit Spieler auszubilden, die den Sprung in die eigene Erste Mannschaft schaffen. Zwar hatten wir in der Vergangenheit auch eine ganze Reihe hoch talentierter Spieler, aber aus unterschiedlichen Gründen heraus haben diese Spieler ihre Karriere bei anderen Vereinen fortgesetzt. So spielte Timo Becker für Schalke in der 1. Bundesliga und später bei Rostock in der 2. Liga. Aktuell steht er bei Holstein Kiel unter Vertrag. Boris Tomiak schaffte als Stammspieler mit Kaiserslautern den Aufstieg in die 2. Bundesliga, Jason Ceka spielt unter Christian Titz in Magdeburg und Haymenn Bah – Traore ist in der 2. Mannschaft von Borussia Dortmund sehr erfolgreich. Es gibt noch weitere Beispiele.

Die Verzahnung zwischen NLZ und Profibereich bei RWE wollte man noch weiter verbessern um eigene Talente eben nicht mehr abzugeben zu müssen, sondern auch im Seniorenalter an der Hafenstraße sehen zu können.

Dazu muß man sagen, daß in den vergangenen Jahren bereits erstklassige Arbeit im NLZ von RWE abgeliefert wurde. Die Zertifizierung durch den DfB mit einem Stern beweist das. Diese Auszeichnung bekommt man nicht mal eben so, sondern sie ist an eine Vielzahl von Auflagen gebunden.  Wie komplex die Anforderungen seitens des DfB sind kann man auch daran erkennen, daß Rot Weiß Oberhausen sein NLZ mit Ablauf dieser Saison aufgegeben hat. Der Verein teilte mit, daß die finanziellen und organisatorischen Anforderungen einfach nicht mehr zu stemmen sind. Das ist äußerst schade, denn gerade bei RWO wurde in den vergangenen Jahren sehr viel Wert auf Jugendarbeit gelegt und die U19 war ein fester Bestandteil der Bundesliga. Mich macht das sehr traurig, daß der Verein keine andere Möglichkeit sah.

Ein weiteres Zeugnis für die gute Arbeit bei RWE ist der Gewinn des Förderpreises der Robert – Enke – Stiftung, der der rot weißen Delegation im Vorfeld des Länderspieles gegen Liechtenstein von Oliver Bierhoff und Teresa Enke verliehen wurde.  Das rot weisse Projekt „Ganzheitliche Förderung der psychischen Gesundheit im Nachwuchsleistungsfußball“ wurde unter 14 Teilnehmern ausgezeichnet und NLZ-Psychologe Dr. Jahan Heidari, sowie PD Dr. Gertraud Gradl-Dietsch von der LVR-Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Essen nahmen die Auszeichnung stellvertretend für das NLZ von RWE entgegen.

Ich erwähne diese Dinge um deutlich zu machen, wie komplex die Strukturen eines NLZ sind, wieviel professionelle Arbeit geleistet werden muß und welche Anforderungen es an alle Mitarbeiter stellt. Das RWE, als Viertligist, eines von nur 56 zertifizierten NLZ´s in Deutschland hat, ist eine Leistung die man gar nicht hoch genug bewerten kann.  

Für mich persönlich ist daher die Auszeichnung der Teresa Enke Stiftung ein genauso schöner Erfolg wie die sportlichen Titel, die im Verlaufe der Saison noch gewonnen werden sollten. Es zeigt gleichzeitig sehr deutlich, wie anspruchsvoll die Aufgaben eines NLZ´s sind, wie vielschichtig die ganzheitliche Betreuung und Ausbildung junger Menschen auf dem Sprung zum Profifußball heutzutage begleitet werden mußt und wieviel Fachleute auch außerhalb des Fußballplatzes notwendig sind um insgesamt erfolgreich agieren zu können. Es zeigt aber auch sehr deutlich, unter welchem Druck die jungen Leute stehen und wie extrem anspruchsvoll es ist sich im Haifischbecken Profifußball gegen die Konkurrenz durchzusetzen und den eigenen Ansprüchen, als auch den Erwartungen von Verein, Beratern und Eltern gerecht zu werden. Nur die stabilsten können das schaffen. Und das müssen nicht zwingend die talentiertesten Fußballer sein.

Um all den Anforderungen eines zertifizierten NLZ´s gerecht zu werden und die gute Arbeit der vergangenen Jahre fortzuführen und noch weiter zu verbessern um die bestmögliche Ausbildung junger Talente zu gewährleisten, wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Neben der Verpflichtung von Fachleuten in allen Bereichen, gelang es Jörn Nowak mit Christian Flüthmann einen Fußballlehrer als Leiter des NLZ´s zu gewinnen, der nicht nur zuvor als Trainer im In- und Ausland tätig war, sondern auch über die zwingend notwendige Empathie verfügt, die man braucht um in diesem Bereich erfolgreich arbeiten zu können. Ein absoluter Glücksgriff für RWE.

Die Vorbereitung auf die erste „Nach – Corona – Saison“ lief also auf Hochtouren und sie lief sehr professionell. Und das ist auch notwendig um mit den NLZ´s der anderen Reviervereine mithalten zu können. Dortmund und Schalke haben dabei eine Ausnahmestellung, die aufgrund der Finanzkraft auch so schnell nicht aufzuholen sein wird. Aber der Abstand zu Vereinen wie VfL Bochum, MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf konnte verringert werden und es ist sicherlich ein realistisches Ziel mit diesen Vereinen im Nachwuchsbereich künftig auf Augenhöhe zu agieren.

Vincent ging in seiner neuen Aufgabe völlig auf. Er schwärmte von seiner Mannschaft, von der Leidenschaft und Ernsthaftigkeit mit der alle bei der Sache waren.

Teil 2 folgt in Kürze

Meinen Nicknamen Traumzauberer habe ich seit den guten alten Zeiten im Reviersport.

Seitdem nennen mich alle so. 

Gegen den Virus RWE, genauer gesagt dem Virus Hafenstraße, hilft genau wie gegen Corona kein Booster

und seit den 80er Jahren bin ich infiziert.

Seitdem bin ich dabei. Mal mehr und mal weniger. Mal euphorisiert, mal total frustriert. 

Ende der 90er bis 2020 habe ich im Ausland gelebt, aber meine Verbundenheit zu den Uralt Ultras und Happo 

hat darunter nie gelitten. Im Gegenteil. Egal wo ich gerade auf der Welt war, diese Verbindung hatte Bestand,

war belastbar und dadurch war auch RWE in meinem Leben immer präsent.

Corona hat mich 2020 wieder nach Deutschland verschlagen, und ich habe begonnen mich sehr intensiv mit 

den Nachwuchsmannschaften von RWE zu beschäftigen. Das hat nicht nur unglaublich viel Spaß gemacht, sondern mir auch 
Einblicke in das Haifischbecken Profifußball gegeben, die sehr aufschlußreich waren.

Als bekennender Fan des Hafenstraßenfußballs konnte ich an der Seumannstraße und Am Hallo faszinierende Spiele 

und Spieler gesehen. Technisch feiner Fußball bei höchstem Tempo und Kampf bis zur letzten Nanosekunde. So, wie es sein soll.

RWE bekennt sich zur Jugendarbeit und bietet hoch talentierten Spielern fantastische Möglichkeiten sich zu entwickeln.

Dabei zu sein und den persönlichen und fußballerischen Werdegang junger Talente zu verfolgen ist eine tolle Sache.

Insbesondere die U19 habe ich ein Jahr bei nahezu jedem Spiel begleitet und ich bin sehr dankbar für sehr viele bleibende Momente 

auf und neben dem Platz.